Zeestow Urteil nach Vandalismus in Zeestower Autobahnkirche

 

04.03.2022  MAZ

ZeestowUrteil nach Vandalismus in Zeestower Autobahnkirche

Ein Vorfall im März 2020 in der Autobahnkirche sorgte für Erschrecken. Unbekannte hatten unter anderem an mehreren Stellen Kot in der Kirche verschmiert und das Gästebuch beschädigt. Das Gericht hält zwei Jugendliche für die Täter.

Zeestow

Nach gut zwei Jahren gibt es jetzt ein Gerichtsurteil zum Vandalismus-Vorfall im März 2020 in der Autobahnkirche. Damals hatte man zwei Jugendliche in der Nähe der Kirche angetroffen, die offenbar die Täter gewesen sind.

Das Gericht sah es jedenfalls im Zivilprozess für erwiesen an, „dass die Beklagten gemeinschaftlich handelnd die von der Klägerin geltend gemachten Schäden am 19. März in der Autobahnkirche verursacht haben…Das Gericht geht davon aus, dass die Beklagten Verantwortliche dieser Sachbeschädigungen und Verwüstungen in der Kirche waren.“ 1000 Euro Schadenersatz sind an den Kirchenkreis zu zahlen, die Forderung nach Schmerzensgeld wies das Gericht zurück.

Verschmutzungen in der ganzen Kirche

Bis heute kann es Bernhardt Schmidt, Vorsitzender der kollegialen Leitung des Kirchenkreises Falkensee, nicht fassen, was am Nachmittag des 19. März 2020 in der Autobahnkirche passiert war. Bis dato Unbekannte hatten Kot in der Kirche verteilt und zwei Altarkerzen darin gewälzt.

Das Gästebuch wurde 2020 stark beschädigt. Quelle: Andreas Kaatz

Entsprechende Verschmutzungen fanden sich sowohl auf der Empore als auch im übrigen Kirchenbereich. Zudem wurde das Gästebuch im Raum der Stille stark beschädigt, und es enthielt auf einer Seite eine obszöne Eintragung. Auf dem Leuchter wurden damals nahezu alle Teelichter angezündet und das flüssige Wachs verkippt – auch übers Gästebuch.

Erleichtert über die Aufklärung

Für Schmidt war dies eine Kirchenschändung. Umso mehr ist er erleichtert über die Aufklärung. „Das hat sich alles sehr lange hingezogen. Aber wir sind froh, dass die Sache jetzt zum Abschluss gekommen ist. Und dass auch der Verdacht durchs Gericht erhärtet wurde, dass die beiden Jungs, die damals gestellt wurden, doch die Täter gewesen sind. Es lässt sich nicht zweifelsfrei beweisen, aber es gibt doch ganz starke Indizien, dass sie es gewesen sind“, so Schmidt.

Sämtliche Kerzen wurden angezündet und das Wachs vergossen. Quelle: Andreas Kaatz

Einen großen Ausschlag für das Urteil gab letztlich eine Schriftprobe, die das Gericht in Auftrag gegeben hatte. Beide Jugendliche sollten den obszönen Satz aus dem Gästebuch noch einmal schreiben. „Dabei ist herausgekommen, dass der eine von den beiden mit hoher Wahrscheinlichkeit der Einträger gewesen ist. Deshalb hat das Gericht geurteilt, dass die beiden auch für die anderen Untaten verantwortlich zu machen sind“, sagte Bernhard Schmidt.

Geld für die Reinigung bekommen

„Für die Reinigung der Kirche, die sehr aufwendig gewesen ist, haben wir Geld zugesprochen bekommen, und das ist auch schon da. Das Wichtigste ist, dass diese Tat auch verurteilt worden ist, denn es war keine Kleinigkeit.“ Und er hofft, dass die Jungen aus der Tat gelernt haben. Selber sprechen konnte er mit ihnen darüber nicht und somit wisse er auch nichts über die Motive.

Hartmut Müller musste damals auch die Türklinke von Kot befreien. Die Kirche war erstmal geschlossen. Quelle: Andreas Kaatz

Wie Schmidt sagt, sei das Verfahren wieder zurück zur Staatsanwaltschaft gegangen, die die Angelegenheit eingestellt hatte. Noch heute ärgert er sich darüber, dass die Polizei keine Fingerabdrücke genommen hat. Sollte allerdings eine DNA-Probe benötigt werden, so könne er dafür die kotverschmierten Kerzen zur Verfügung stellen, die extra aufgehoben worden sind.

Vertrauensvorschuss wurde missbraucht

„Mich hat der Vorfall wirklich betrübt, denn dass wir die Kirche seit Juni 2014 täglich offenhalten, ist ein Vertrauensvorschuss“, sagt der Vorsitzende der kollegialen Leitung. Nach der Tat hatte man gemeinsam mit dem Förderverein und der Kirchengemeinde überlegt, wie man sich vor solchen Vorfällen schützen kann.

„Jetzt werden die beiden Außentüren videoüberwacht. Wir hatten damals eine Diskussion, ob man den Kirchenraum nicht auch von innen überwachen solle. Aber da war ich strikt dagegen, weil das meinem Verständnis von Religionsfreiheit widerspricht, dass man beim Gebet oder bei der Andacht gefilmt wird.“

Ein weiteres Projekt wurde realisiert

Seit zwei Jahren habe es nun keine Vorfälle mehr gegeben und Bernhard Schmidt hofft, dass es auch so bleibt. Die Autobahnkirche soll ein unbeschwerter Ort des Gebetes, der Ruhe und der Besinnung sein. Und so freut er sich, dass nun ein weiteres Projekt realisiert werden konnte.

Ein Weg um die Kirche herum wurde angelegt. Quelle: Andreas Kaatz

Rund um die Kirche wurde ein Weg angelegt mit einer wassergebundenen Decke. „Es war immer mein Traum, dass die Leute nicht nur in die Kirche gehen können, sondern auch außen herum, um sich vom Stress zu erholen. Es ist ein schöner Meditationspfad geworden“, sagt der Pfarrer.

Gärtnerisches Konzept ist nötig

Künftig will man sich auch dem stillgelegten kleinen Friedhof mit seinen efeubewachsenen Grabsteinen direkt neben der Kirche widmen. „Dafür brauchen wir aber ein gärtnerisches Konzept.“

Geplant ist zudem, Informationstafeln vor den vier Grabplatten und der Stele neben der Kirche anzubringen, mit denen die Inschriften erläutert werden sollen – vielleicht schon in diesem Jahr. Mit einem 3D-Scan wurde die unleserliche Schrift auf den Platten der Bredow’schen Verwalter bereits entziffert.

Von Andreas Kaatz