Ich ziehe die Jacke aus. Ich lege alles ab. Schluss. Genug gearbeitet.
Ich bin Judas. Nein, mein Namensvetter ist nicht der Verräter. Es ist Judas,der Sohn des Thadäus. Den kennt kaum jemand. War nicht so einer, der sich in den Vordergrund drängelte und auffallen wollte. Mein Namensvetter war damals auch unterwegs mit diesem Jesus von Nazareth. Sie zogen durch die Dörfer und Städte in Galiläa. Sie sahen die Menschen auf den Feldern und am Ufer des großen Sees. Sie sprachen zu den Menschen von dem liebevollen Vater im Himmel. Und am Abend fanden sie Quartier in Magdalena, direkt am See, bei Maria. Ein paar Freunde waren vorbeigekommen, es gab ein einfaches Essen, Brot und Käse und Wein. Ganz früh am Morgen steht Jesus auf. Es ist noch dunkel. Er setzt sich ein paar Schritte abseits des Hauses und schaut auf den dunklen See. Es ist noch kalt, und es ist ganz still. Doch mit dem ersten Licht beginnen die Vögel ihren Gesang. Ein zwitscherndes Konzert im Morgengrauen. Es wird heller, die Blumen zwischen dem Gras sind zu erkennen. Ein Farbenmeer vor dem roten Himmel. Da! Die Sonne erscheint über dem See. Er glänzt und glitzert in 1000 funkelnden Wasserperlen. Sofort ist die Wärme da, angenehm auf der Haut. Das Leben im Dorf beginnt. Die Männer eilen auf die Felder. Frauen stehen am Brunnen. Ein schweres Ochsengespann zieht durch die Gassen.
Judas Thadäus kommt aus dem Haus. Schweigend setzt er sich zu Jesus. Jesus sagt leise: ›Die Menschen sehen die Sonne nicht mehr. Sie hören die Vögel nicht. Sie ersticken in ihrer Arbeit.‹ ›Meister, sollen wir nicht mehr arbeiten?‹ ›Sie wollen immer mehr, immer schneller, immer größer. Sie denken, sie verpassen etwas, wenn es nicht mehr wird. Sie sammeln Schätze ohne Wert. Und dabei sehen sie gar nicht, was sie brauchen und was jeden Morgen da ist.‹ ›Was ist da?‹ ›Schau die Blumen auf dem Feld. Sie sind einfach da in ihrer Herrlichkeit, schön wie ein Königsgewand. Und die Vögel, sie säen nicht und ernten nicht und ihr himmlischer Vater ernährt sie doch. Sorgt euch nicht um den morgigen Tag. Auch morgen geht die Sonne wieder auf.‹
Dann schaut Jesus zu Judas. ›Warum bist du zu mir gekommen?‹ ›Meister, das Essen im Haus ist fertig. Der Tisch ist gedeckt. Wir haben auf dich gewartet.‹ ›Ja, dann komme ich.‹
Ich bin Judas. Wenn ich an diese Geschichte denke, dann wird mir schnell klar. Wir ersticken an der Arbeit. Wir haben zuviel. Dann ziehe ich die Jacke aus. Ich lege alles ab. Schluss. Genug gearbeitet.
Ich bin Judas. Nein, mein Namensvetter ist nicht der Verräter. Es ist Judas,der Sohn des Thadäus. Den kennt kaum jemand. War nicht so einer, der sich in den Vordergrund drängelte und auffallen wollte. Mein Namensvetter war damals auch unterwegs mit diesem Jesus von Nazareth. Sie zogen durch die Dörfer und Städte in Galiläa. Sie sahen die Menschen auf den Feldern und am Ufer des großen Sees. Sie sprachen zu den Menschen von dem liebevollen Vater im Himmel. Und am Abend fanden sie Quartier in Magdalena, direkt am See, bei Maria. Ein paar Freunde waren vorbeigekommen, es gab ein einfaches Essen, Brot und Käse und Wein. Ganz früh am Morgen steht Jesus auf. Es ist noch dunkel. Er setzt sich ein paar Schritte abseits des Hauses und schaut auf den dunklen See. Es ist noch kalt, und es ist ganz still. Doch mit dem ersten Licht beginnen die Vögel ihren Gesang. Ein zwitscherndes Konzert im Morgengrauen. Es wird heller, die Blumen zwischen dem Gras sind zu erkennen. Ein Farbenmeer vor dem roten Himmel. Da! Die Sonne erscheint über dem See. Er glänzt und glitzert in 1000 funkelnden Wasserperlen. Sofort ist die Wärme da, angenehm auf der Haut. Das Leben im Dorf beginnt. Die Männer eilen auf die Felder. Frauen stehen am Brunnen. Ein schweres Ochsengespann zieht durch die Gassen.
Judas Thadäus kommt aus dem Haus. Schweigend setzt er sich zu Jesus. Jesus sagt leise: ›Die Menschen sehen die Sonne nicht mehr. Sie hören die Vögel nicht. Sie ersticken in ihrer Arbeit.‹ ›Meister, sollen wir nicht mehr arbeiten?‹ ›Sie wollen immer mehr, immer schneller, immer größer. Sie denken, sie verpassen etwas, wenn es nicht mehr wird. Sie sammeln Schätze ohne Wert. Und dabei sehen sie gar nicht, was sie brauchen und was jeden Morgen da ist.‹ ›Was ist da?‹ ›Schau die Blumen auf dem Feld. Sie sind einfach da in ihrer Herrlichkeit, schön wie ein Königsgewand. Und die Vögel, sie säen nicht und ernten nicht und ihr himmlischer Vater ernährt sie doch. Sorgt euch nicht um den morgigen Tag. Auch morgen geht die Sonne wieder auf.‹
Dann schaut Jesus zu Judas. ›Warum bist du zu mir gekommen?‹ ›Meister, das Essen im Haus ist fertig. Der Tisch ist gedeckt. Wir haben auf dich gewartet.‹ ›Ja, dann komme ich.‹
Ich bin Judas. Wenn ich an diese Geschichte denke, dann wird mir schnell klar. Wir ersticken an der Arbeit. Wir haben zuviel. Dann ziehe ich die Jacke aus. Ich lege alles ab. Schluss. Genug gearbeitet.
Jochem Westhof