So einfach ist das ja nun auch nicht! Die reden, als sei das alles klar mit diesem Jesus. Gekreuzigt und wieder auferstanden. So geht das nicht, ihr Kirchenleute! Wenn alles klar und hell erscheint, dann gucke ich lieber genauer, ins Halbdunkle. Dann stochere ich in alle Ecken.
Jaja, mein Name ist Thomas. Und in der Bibel heißt Thomas immer Der Zweifler. Weil er nicht gleich alles glaubt, was andere sagen. Jedenfalls saßen damals die Zwölf beisammen. Noch völlig unter Schock. Ihr Meister, der Jesus von Nazareth, war am Kreuz verreckt wie ein Verbrecher. Und die Zwölf sitzen jetzt zusammen. Nein, eben nicht zwölf: Judas war ja nicht mehr dabei und Thomas an diesem Tag eben auch nicht. Hat sich wohl in Jerusalem umgeschaut oder war einkaufen oder was weiß ich. Als er abends zurückkommt, reden alle auf ihn ein: ›Der Jesus lebt!‹ – ›Wir haben ihn gesehen!‹ – ›Er war hier bei uns!‹ ›Gibt es doch nicht!‹ sagt Thomas, ›glaub ich nicht. Wo sind die Beweise? Ich will ihn sehen und anfassen.‹ Eigentlich hätte er jetzt weglaufen können vor diesem verrückten Haufen. Aber er ist dabei geblieben. Und ein paar Tage später soll der Jesus noch einmal dort gewesen sein. Durch die verschlossenen Türen ist er gekommen und sagt: ›Friede sei mit euch!‹ Da schreien sie wieder alle: ›Jesus! Du lebst!‹ – ›Du bist bei uns!‹ – ›Stärker als der Tod!‹ ›Thomas!‹ sagt Jesus, ‹komm her! Sieh mich an! Berühre mich! Du willst mich doch sehen und anfassen?‹ ›Mein Gott!‹ sagt Thomas, ›Jesus. Mein Gott.‹ Was immer er gesehen und gefühlt hat, es muss ihn überzeugt haben.
Es gibt Menschen, die glauben das einfach so. Und es gibt andere, die fragen nach und forschen, bis sie das glauben. Beides kann ein guter Weg sein.

Jochem Westhof