Vandalismus in der Autobahnkirche

Unfassbar: Vandalismus in der Autobahnkirche am 19.03.2020
Mehr als empört ist Pfarrer Bernhard Schmidt angesichts des erneuten Vorfalls von Vandalismus in der Autobahnkirche in Zeestow.
Unbekannte haben den Innenraum verschmutzt, und das auf höchst ekelerregende Weise.
Kirchenwart Hartmut Müller reinigt die Klinke, an der sich ebenfalls Kotspuren befanden. Quelle: Andreas Kaatz
Kirchenwart Hartmut Müller reinigt die Klinke, an der sich ebenfalls Kotspuren befanden. Quelle: Andreas Kaatz
Zeestow
Menschen, die einen Ort der Stille suchen, wo sie mal kurzzeitig vom Alltag abschalten können, kommen gerne in die Autobahnkirche in Zeestow. Täglich ist dies möglich, normalerweise. Doch am Freitag musste das Gotteshaus erst einmal geschlossen werden. Ein Schild an der Tür verkündet den Grund: wegen Vandalismus.
Unglaublich: Unbekannte haben am Donnerstag Kot in der Kirche verteilt und die beiden Altarkerzen darin gewälzt. Entsprechende Verschmutzungen sind sowohl auf der Empore zu finden als auch im übrigen Kirchenbereich. Dabei wurden auch Sitzkissen beschmutzt.
Gästebuch wurde stark beschädigt
Im Raum der Stille haben die Täter das Gästebuch stark beschädigt und unter anderem in der Mitte mehrere Seiten herausgerissen. Zudem wurden auf dem Leuchter nahezu alle Teelichter angezündet und der flüssige Wachs verkippt – auch übers Gästebuch. Dort findet sich auf einer Seite zudem eine schmähende Eintragung.
Für Bernhardt Schmidt, Vorsitzender der kollegialen Leitung des Kirchenkreises Falkensee, ist diese Tat unfassbar. „Die Kirche so zu verunreinigen, das ist eine bewusste Bösartigkeit. Ich finde es krass“, sagte er am Freitag – noch unter dem schlimmen Eindruck stehend, den er am Donnerstagabend gewonnen hat.

Auch am Kerzenständer haben sich die Täter vergriffen. Quelle: Andreas Kaatz
Kothaufen im Kirchenraum
Angerufen hatte ihn Hartmut Müller, der täglich die Kirche morgens auf- und abends zuschließt. Auch am Donnerstagabend wollte er die Eingangstür wieder verschließen. Da war ihm Erde aufgefallen, die vor der Eingangstür verstreut war. „Drinnen fand ich dann auch Dreck und hatte mich darüber sehr gewundert“, sagte er. Kurz darauf entdeckte er einen ersten Kothaufen, der mitten im Weg zwischen den Sitzreihen lag. Selbst an der Klinke der Eingangstür fanden sich Spuren von Kot.
Müller sprach daraufhin zwei etwa 15-Jährige an, die sich auf dem Spielplatz nebenan aufhielten, dann jedoch schnell in Richtung Havelkanal gingen. Er folgte ihnen und bewegte sie dazu, wieder zurückzukehren zur Kirche. Zwischendurch war die Polizei informiert worden, die die Beiden befragte. Ob sie etwas mit der Tat zu tun haben, steht noch nicht fest.
Polizei ermittelt jetzt
Pfarrer Schmidt jedenfalls drängt darauf, dass auch die Fingerabdrücke der Jugendlichen genommen werden, um deren mögliche Schuld feststellen oder ausschließen zu können.
Nach Auskunft der Polizei haben die Jugendlichen an dem Tag die Tat nicht zugegeben, sie seien an die Eltern übergeben worden. Demnächst werde die Kriminalpolizei sie dazu noch einmal befragen. Erst einmal geht es bei den Ermittlungen um Sachbeschädigung, möglicherweise aber auch noch um weitere Delikte, heißt es.
„Nicht entschuldbar“
Schmidt jedenfalls geht bei dem Vandalismusvorfall nicht von einem Dummer-Jungen-Streich aus. „Das ist nicht entschuldbar. Ich vermute, dass mehr dahinter steckt“, sagt er. Denn so etwas habe er auch noch nicht erlebt.
„Wir haben allerdings des Öfteren den Fall, dass jemand sämtliche Kerzen anzündet und haben deshalb im Vorstand des Fördervereins entschieden, nur eine begrenzte Zahl an Kerzen aufzustellen“, sagt er. Selbst die Möglichkeit einer Videoüberwachung sei geprüft, aber bisher aus Datenschutzgründen wieder verworfen worden.
Auch großer ideeller Schaden
Für ihn gehe es jetzt erst einmal darum, den Sachschaden zu beziffern, denn allein die beiden Altarkerzen kosten schon eine Menge Geld. Und auch die Reinigungsarbeiten werden entsprechend zu Buche schlagen. Traurig ist er auch, dass das Gästebuch beschädigt worden ist. „Das ist wirklich sehr schade. Da stehen viele berührende Texte von Besuchern drin“, sagt Schmidt und spricht von einem großen ideellen Schaden.

Das Gästebuch wurde stark beschädigt. Quelle: Andreas Kaatz
Das letzte Mal, dass es in der Kirche Vandalismus gab, war am 9. November 2018. Damals hatten Unbekannte den Altar geschändet, unter anderem Seiten aus der Bibel herausgeschnitten. So richtig konnte sich Bernhard Schmidt nicht vorstellen, warum dies passiert ist.
„Sehr enttäuschend“
„Vielleicht hat es etwas mit dem 9. November zu tun, damit würde ich es am ehesten in Verbindung bringen. Wir sind zwar keine Synagoge. Aber manche Leute werfen alles in einen Topf“, meint er damals zur MAZ.
Was den aktuellen Fall betrifft, da geht es ihm auch um etwas anderes. „Es gehört schon sehr viel Vertrauen und Mut dazu, eine Kirche offen zu halten und natürlich gibt es dabei ein Risiko. Wir haben aber damit ein Exempel für Offenheit für diesen Ort, der Ruhe ausstrahlt und befriedet, statuiert. Da ist es sehr enttäuschend, wenn so etwas passiert“, sagt Schmidt. Dies sei der größte Kummer.
Von Andreas Kaatz