Siedlung aus der Bronzezeit entdeckt

Eine bronzezeitliche Siedlung haben Archäologen bei Grabungen

neben dem Rüst- und Freizeitheim entdeckt.

Auf der Fläche stand bis vor Kurzem das ehemalige Stallgebäude,

das für eine Sanierung letztlich zu marode war.

Zeestow 

Das alte Stallgebäude aus Fachwerk am Rüstzeitheim ist mittlerweile verschwunden. Auf der freien Fläche wird nun emsig die Erde bewegt, und zwar ganz vorsichtig. Denn hier sind Archäologen am Werk. Sie wollen dem geschichtsträchtigen Boden Stück für Stück seine Geheimnisse entlocken.
„Wir haben hier eine bronzezeitliche Siedlung, die vielleicht 3000 Jahre alt ist“, sagt Heike Kennecke von der Archäologie Manufaktur GmbH Wustermark. Darauf weisen unter anderem Keramikstücke hin, die an vielen Stellen auf der Fläche entdeckt wurden. Genaueres zum Alter der Siedlung kann die Fachfrau erst später sagen. „Wir werden die Keramik jetzt säubern, auswerten und dann mit anderen Fundstellen vergleichen.“

Abfall- und Speichergruben gefunden 

Und noch etwas weist auf eine Siedlung hin: Die Archäologen konnten mehrere Abfall- und Speichergruben ausmachen. „Wir erkennen sie an der Form“, sagt Heike Kennecke. In einer der Gruben fand sie Scherben, die darauf hindeuten, dass dort kaputte Töpfe hineingeworfen wurden.
Auch ein Stück einer bronzezeitlichen Schale trat zutage. An einer anderen Stelle stieß das Team auf so genannte Spinnwirtel, einer ist noch gut erhalten. „Dabei handelt es sich um Schwungräder für eine Handspindel“, erklärt die Archäologin.

Eventuell noch eine zweite Siedlung

Im Grunde unterscheidet sich die Grabungsfläche in Zeestow nahe der Kirche nicht viel von anderen Siedlungsbereichen aus der Bronzezeit. Eines aber könnte dann doch den Unterschied machen. „Wir haben den Eindruck, dass darüber möglicherweise eine zweite Siedlung aus der römischen Kaiserzeit liegt“, sagt sie. Eventuell aus den ersten 400 Jahren nach Christus. Noch viel jünger ist indes ein Fund mitten auf dem Grabungsfeld: der Kadaver einer Kuh. Die dürfte im 18.  bis Mitte des 19. Jahrhunderts dort hingekommen sein.
Dass die Archäologen auf dem Terrain überhaupt fündig geworden sind, ist für Heike Kennecke nicht überraschend. „Als ein Stück weiter eine Fernwärmeleitung verlegt wurde, fanden wir bereits zwei bronzezeitliche Speichergruben.“

Sanierung nicht mehr möglich

Nach den bisherigen Planungen hätte es für die Archäologen aber eigentlich gar nichts zu tun gegeben auf dem Areal. Das dort befindliche Stallgebäude sollte nämlich saniert werden. Doch entgegen bisherigen Absichten musste man es abreißen. „Bei den Voruntersuchungen haben wir gemerkt, dass die Balken der Fachwerkkonstruktion so marode waren, dass das Haus nicht mehr zu retten war“, sagt Pfarrer Bernhard Schmidt, Vorsitzender der Kollegialen Leitung des Kirchenkreises Falkensee.
Und so ist jetzt vorgesehen, das Gebäude originalgetreu in den gleichen Abmessungen wieder neu zu errichten. „Zwei Fassaden sollen dabei fachwerkmäßig gestaltet werden“, sagt er. Die sei auch im Sinne des Leader-Programms, über das der Kirchenkreis Fördermittel für das Projekt erhält.

Versammlungsraum geplant

Im Haus, das in Holzständerbauweise entsteht, soll es einen Versammlungsraum geben sowie eine Teeküche. Zudem werden Toiletten eingebaut, darunter auch eine behindertengerechte. „Die Toiletten waren eine Bedingung für den Betrieb der Autobahnkirche“, sagt Bernhard Schmidt. Die WC-Anlage soll somit für die Besucher der Kirche immer offen sein.
„Wir wollen Ostern nächsten Jahres mit dem Haus fertig sein. Das hängt aber auch von den Handwerkern ab“, so der Pfarrer. Er ist froh, dass künftig ein Versammlungsraum zur Verfügung steht. „Wir brauchen einen Raum, wo unabhängig von der Belegung des Rüst- und Freizeitheims Zusammenkünfte stattfinden können. Denn das Rüstzeitheim ist sehr gut belegt“, sagt Schmidt. So könnte in dem Raum künftig auch der neue Zeestower Gemeindekirchenrat tagen, der nach langer Pause erstmals wieder im Herbst 2019 gewählt werden soll.

Fördermittel bewilligt

Mehr als 450 000 Euro hat der Kirchenkreis für das aktuelle Projekt veranschlagt. Dazu gehört aber nicht nur der Wiederaufbau des Stallgebäudes. Auch die Gestaltung des Friedhofes sowie des benachbarten Spielplatzes werden mit der Summe bestritten. Drei Viertel der Brutto-Baukosten werden gefördert.
Von Andreas Kaatz