Die Zeestower Kirche wurde seit vierzig Jahren nicht mehr von den Gemeindegliedern genutzt, die kirchlich überwiegend nach Brieselang abgewandert waren. Als der Kirchenkreis Falkensee 2008 die Frage stellte, was mit der Kirche geschehen solle – z.B. eine Entwidmung verbunden mit der Umwandlung in ein Möbellager – war den Verantwortlichen bewusst, dass ein Fokus auf die Wiederbelebung der Ortskirchengemeinde kurzfristig unrealistisch sein würde, zu lange waren die Zeestower und Zeestowerinnen ohne ihre Kirche ausgekommen.
Deswegen wurde die – im wahrsten Sinne des Wortes – nächstliegende Idee verfolgt, eine Nutzung als 1. Autobahnkirche am Berliner Ring. Doch auch dieses Konzept erschien ohne besonderen Akzent nicht tragfähig, daher kam noch die Idee der besonderen künstlerischen Ausgestaltung hinzu.
Wir konnten den renommierten Künstler Professor Volker Stelzmann gewinnen, uns seinen Bilderzyklus „Die Berufenen“, eine Darstellung der XII Apostel, für eine Dauerausstellung zur Hälfte des Wertes zu überlassen. Nun sind wir überzeugt, mit Hilfe dieser beiden Ideen – Autobahnkirche und religiöse Alphabetisierung via Kunst – unseren Schatz im Acker heben zu können, damit er Ausstrahlung gewinnt, für die Nahen und die Fernen. Dadurch, dass die Kirche eine überregionale Bedeutung erhalten wird, wird auch die Ortsgemeinde wieder auferstehen: Schon jetzt beginnen die Gemeindeglieder, mit Stolz und Neugierde auf ihre Kirche zu schauen.
Gleichzeitig dient die Autobahnkirche der Sicherheit – Brandenburg ist das Bundesland mit der höchsten Zahl an Verkehrsunfällen. Die Kirche wird ein Ort, an dem man zur Ruhe kommen kann – ganz gleich, ob man religiös ist oder nicht, ob man beten will oder einfach nur Ruhe sucht.
Von dem Projekt profitiert außerdem das gesamte Dorf Zeestow mitsamt seinem Umfeld. Im Moment gibt es keine öffentlichen Plätze oder Einkaufsmöglichkeiten in Zeestow. Die Autobahnkirche ist das erste Element, um den historischen Ortskern wieder zu beleben. In einem nächsten Schritt, nach der Renovierung und künstlerischen Innengestaltung, wird die große Rasenfläche vor dem Rüstzeitheim neben der Kirche angelegt – hier sollen ein thematischer Spielplatz, ein Bolzplatz und Sitzgelegenheiten zum Ausruhen entstehen.
Dadurch wird es in Zeestow wieder einen öffentlichen Platz geben, an dem die Menschen zusammen kommen können, beginnend mit der offenen Kirche als Raum der Begegnung. Bereits jetzt sind viele Zeestower und Zeestowerinnen froh, dass nach 40 Jahren wieder Leben in ihre Dorfkirche gekommen ist, sie engagieren sich rege, seien es die Dorfvorsteherin oder ein Ehepaar aus der Nachbarschaft, das als Ansprechpartner vor Ort fungiert. Zu den Ereignissen und Veranstaltungen in der sich im Aufbau befindlichen Kirche wurde stets das ganze Dorf eingeladen und viele folgten der Einladung.

Wenn die Menschen nach ihrem Kirchenbesuch wieder ihrer Wege gehen, nehmen sie Bilder und biblische Geschichten mit. Die Bilder werden in Postkartenformat zum Mitnehmen gegen eine freiwillige Spende ausliegen, die Geschichten können entweder als Downloads auf den eigenen Smartphones oder in Papierform mitgenommen werden. Damit breitet sich das Evangelium durch die Besucher aus, die somit zu Botschaftern der Guten Nachricht werden. Was in der Reformationszeit die Flugschriften waren, sind heute die digitalen Medien, mit deren Hilfe wir „Die Berufenen“ vom Berliner Ring in alle Welt hinaus tragen lassen möchten.
Die gesamte Renovierung hat über 1 Mio. Euro gekostet, wofür Mittel von der EU, dem Bund, dem Land, der EKBO, dem KK und der Gemeinde sowie der KIBA eingeworben werden konnten. Nun geht es um die Finanzierung der Innenraumgestaltung.