Ich bin der Simon. Man sagt mir nach, dass ich früher sehr impulsiv gewesen sei. Wenn mich was ärgerte, fing ich gleich an zu poltern.
Simon heiße ich, so wie der Apostel damals. Nein, nicht der Simon Petrus, den kennen alle. Simon, der Eiferer, so haben sie ihn gerufen. Eiferer klingt ja noch harmlos. Simon war Zelot. Er hat das Schwert genommen und gekämpft. Heimlich über die römischen Besetzer herfallen und möglichst viele von ihnen niedermachen. Terrorist sagt man heute dazu – oder Freiheitskämpfer, je nach Sichtweise. Und so einer war bei den Berufenen des Jesus von Nazareth?
Man denkt ja immer, bei Jesus ging es ganz sanft zu und alles war voll Liebe und Harmonie. War aber gar nicht so: ›Wehe euch, ihr Heuchler! Äußerlich seid ihr anständig und rechtschaffen, aber in euren Herzen seid ihr voller Raub und Habgier!‹ Jesus, der Eiferer. Das hat mir sehr gefallen. Wenn wieder ein Buchstabe einer Vorschrift dreimal umgedreht wird, bis es passt. Wenn schöne Sachen erzählt werden und hinterher werden alle wieder übers Ohr gehauen. Da kann man schon mal lospoltern.
Was mich nur heute so nachdenklich macht: Sie haben ihn ja später gefangen genommen, den Jesus. Heimlich, nachts, ein ganzer Soldatentrupp, schwer bewaffnet. Das hat sich der andere Simon, der Petrus, nicht gefallen gelassen und ist mit dem Schwert dazwischen gegangen. Impulsiv und mutig. Und was sagt Jesus: ›Tue dein Schwert wieder weg, Petrus! Das Schwert tötet uns alle!‹ Dann ließ er sich ohne jeden Widerstand festnehmen. Ja, sollen wir uns denn nicht mehr wehren können? Nur noch mit Worten? Bringt das was? Wie sähe die Welt aus ohne Waffen?

Jochem Westhof